Gründung Teil2 - Wasserbeschaffungsverband Büchlberg - Wasser ist Leben

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Gründung Teil2

...traurige finanzielle Verhältnisse

Heute gehört die Versorgung mit ordentlichem Trinkwasser laut Gemeindeordnung zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde. Die damalige Gemeinde Leoprechting scheint da kein offenes Ohr gehabt zu haben und den Genossen blieb nur die Erhöhung des Wasserzinses. Am 20. Juni 1919 konnte sie dem Herrn Assessor berichten: „In Anbetracht der mißlichen Verhältnisse der Wassergenossenschaft Büchlberg wurde am Samstag 30. März 1919 eine provisorische Genossenschaftsversammlung anberaumt und den Mitgliedern die traurigen finanziellen Verhältnisse dargelegt.
Man kam allgemein zu der Einsicht, daß die Lebensfähigkeit der Genossenschaft bei einer jhrl. Einnahme von ungefähr 1100 M Wasserzins und von ungefähr 2000 M Ausgaben (bestehend aus jhrl. 1350 M Kulturrente u. jhrl. Wasserzins an Hutthurm) auf dem Spiele steht. . . . Einige Genossen gingen von der leider bestehenden Tatsache aus, daß von der Hutthurmer Wasserleitung zur Verfügung gestellte Wasserquantum von tgl. 30 cbm von der gesamten Wassergenossenschaft als jhrl. Fixum bezahlt werden wird, von den Genossenschaftsmitgliedern zum großen Teil nicht aufgebraucht u. benützt wird, um Wasserzins für die eigene Tasche zu sparen. Auf Grund dieser Beobachtung u. Erfahrung wurde von diesen der Antrag eingebracht, jeder Wasserabnehmer möge sich zu einer pauschalen Wasserabnahme von einer gewissen Anzahl von cbm Wasser jhrl. einlassen und dafür eine festgesetzte Pauschalsumme zahlen. Bei der Zuteilung des betr. pauschalen Wasserquantums an die betr. Genossen sei die Größe des Anwesens, des Geschäftes, die Art des Gewerbes, das vorhandene und zu versorgende Vieh in den Ställen entsprechend zu berücksichtigen . . . Diesem Vorschlag stimmten die anwesenden Mitglieder zum größten Teil zu, worauf zur schriftlichen Abstimmung geschritten wurde . . .“ Über die weitere Entwicklung in der Folgezeit gibt es nur wenige Dokumente. Leider kommt es nur zu oft vor, dass zwar Aufzeichnungen gemacht oder Chroniken geführt, diese jedoch beim Ausscheiden des Schriftführers nicht weiter gegeben wurden und später einer Entrümpelungsaktion zum Opfer fielen. So gingen wertvolle Quellen für die Ortsgeschichte verloren. Das Archiv der Gemeinde wäre dafür der richtige Ort.
Auch mit den Kenntnissen über das Büchlberger Wasserleitungsnetz soll es ähnlich gewesen sein. Nach dem Ableben des damaligen 1. Vorstands und späteren Bürgermeisters, der bereits seit 1933 als Wasserwart und von 1946 bis 1979 1. Vorstand war, wusste keiner mehr so recht Bescheid, wo die einzelnen Leitungen verliefen. Da gab es oft großes Rätselraten, gestand ein Vorstandsmitglied.
Aufregung und berechtigte Klagen gab es immer wieder über die mangelhafte Wasserversorgung. „Halbe Tage, Tage lang ist Büchlberg ohne Wasser“, berichtet am 8. Januar 1924 Vorstand Gastinger an das Bezirksamt. „Dieser Mißstand geht schon zurück bis auf das Frühjahr 1923, der Sommer brachte uns keine Besserung. Schuld daran ist die ganz unregelmäßige Versorgung mit Wasser von Seite Hutthurms.“ Aber es lag nicht nur an Hutthurm. Ein Gütler und Wassergenosse aus Praßreut hatte seine Hände im Spiel und die Wassergenossenschaft somit einen Kriminalfall.

Ein Praßreuter Revoluzzer

Als nämlich die Wasserlieferungen aus Hutthurm immer spärlicher wurden, sperrte der Wasserwart die Wasserleitung, damit sich in der Wasserreserve einiges Wasser ansammeln konnte und die Wasserversorgung in Büchlberg, Witzingerreut und Praßreut wenigstens für einige Stunden gesichert war. Da machte sich der besagte Gütler und Wassergenosse „widerrechtlich an die Leitungen heran, verstellte mit einem selbstgemachten hölzernen Schlüssel den Schieber der Wasserleitung, der zwischen Büchlberg und Praßreut den Zufluß regelt. Durch diesen eigenmächtigen, unbefugten Eingriff, wodurch der Bevölkerung Büchlbergs nicht nur ein Teil des Wassers gewaltsam entzogen wurde, sondern auch durch die jetzt herrschende Kälte großer Schaden in Form von Rohrriß und Wassermesserbeschädigung entstanden ist, sind wir gezwungen die Hilfe der Aufsichtsbehörde in Anspruch zu nehmen. Wir ersuchen das Bezirksamt gegen dieses gemeingefährliche Unternehmen des Gütlers J. S. aus Praßreut entsprechend und mit Nachdruck vorzugehen. Angefügt wird noch, daß gestern Ausschußsitzung der Wassergenossenschaft stattfand. Der Gütler J. S., welcher sich im anschließenden Gastzimmer des Wirtes Meier von Praßreut, wo der Wasserausschuß tagte, befand, wurde geladen, erschien aber nicht. Vorstand Gastinger begab sich dann in die Wohnung des S., wo er ihm sein strafbares Unternehmen untersagte; worauf ihm derselbe bedeutete, daß er auch in Zukunft bei seinem Gewaltmittel bleiben und entsprechend anwenden wolle, wenn er es für nötig halte.“
Die Gendarmerie-Station Hutthurm wurde eingeschaltet, die S. auffordern musste, die Eingriffe zu unterlassen und ihm den Nachschlüssel abzunehmen. Beim Verhör durch die Polizei rechtfertigte sich S. damit, dass, nachdem die Wasserleitung für die Bewohner von Praßreut wiederholt gesperrt wurde, die Bewohner von Büchlberg nicht berechtigt waren, den Bewohnern von Praßreut das Wasser gänzlich zu entziehen. Ein Revoluzzer also! „Es wäre am Platze“, entgegnete er dem Polizisten, „daß die Wasserverteilung für die einzelnen Ortschaften gleichmäßig wäre“ und er werde in nächster Zeit beim Bezirksamt in dieser Angelegenheit vorstellig werden. Als Nachschlüssel benutzte S. übrigens ein Stück Holz, in welches er ein Loch gebohrt hatte. Dieses Loch hatte sich bei der Benutzung derart erweitert, dass der Nachschlüssel unbrauchbar und als Brennholz eingeheizt wurde. Er versicherte dem Beamten, dass er die eigenmächtigen Eingriffe in Zukunft unterlassen werde.
In den spärlich vorhandenen Dokumenten in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg ist keine Rede mehr  von „mißlichen“  oder „traurigen finanziellen Verhältnissen“. Die Währungsreform von 1923 scheint der verschuldeten Wassergenossenschaft entgegengekommen zu sein. Immer mehr Gemeindebürger ließen sich von den Vorteilen der Wasserversorgung überzeugen. Es mußten sogar weitere Anschlüsse abgelehnt werden, beispielsweise von mehreren Büchlberger Kriegsbeschädigten, deren Gesuche um Aufnahme in die Genossenschaft abgewiesen wurden mit der Begründung, „dass eine weitere Abgabe von Wasser nicht bewilligt werden könne.“ Der Bayerische Landesverband des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, - Teilnehmer und – Hinterbliebenen, Kreisverband Niederbayern, wurde eingeschaltet und ersucht im Schreiben vom 2. März 1925 „das verehrl. Bezirksamt zu prüfen, ob dies wirklich der Fall ist oder ob die Abweisung nur aus persönlichen Motiven geschah. Wir sind der Ansicht, dass eher Letzteres der Fall sein dürfte, nachdem uns mitgeteilt wurde, daß vor kurzem dort ein Leichenhaus gebaut wurde und die Wasserleitung ohne jede Beanstandung dort hin gerichtet wurde, um mit dem Wasser Blumen gießen zu können. Wenn zu diesem Zwecke genügend Wasser vorhanden ist, so sind wir der Ansicht, daß es auch noch zur Versorgung einiger Kriegsbeschädigter reicht . . .“
Das ließ die Wassergenossenschaft nicht auf sich sitzen (Schreiben vom 3. 3. 25 an das Bezirksamt). Die jetzige Wasserleitung sei ganz unzureichend. „Da eine Erhöhung der Wasserzuführung nicht beliebig möglich ist, so kann der Wasserleitungsgenossenschaft nicht zum Vorwurf gemacht werden, wenn sie weitere Anschlüsse ablehnt.“ Auch das Bezirksamt sah ein, dass nicht persönliche Gründe den Ausschlag gaben und wenn „die Frage einer reichlichen Wasserzuführung gelöst werden kann, so wird dem Wasseranschluss neuer Anwesen keinerlei Schwierigkeiten bereitet werden.“ Kaum war die eine Krise vorbei, kam schon die nächste. Ständig beklagten sich die Büchlberger beim Hutthurmer Wasserlieferanten wegen empfindlicher Störungen. Tatsächlich zeigten sich in den Anlagen der Hutthurmer und Büchlberger technische Mängel. Beamte des Bayerischen Landesamtes für Wasserversorgung unterzogen die Anlagen einer eingehenden Untersuchung. Danach waren die von den Büchlbergern beklagten Störungen auf unsachgemäße Bedienung, undichte Stellen an Behältern, Armaturen und Anschlussleitungen sowie auf Verschwendung von Wasser zurückzuführen. Da wurde festgestellt, dass das Wasser nach Anfüllung des Behälters Hutthurm bei Nacht nutzlos durch das „Übereich“ abfließe, während nach Büchlberg keine oder nur wenig Wasser komme. Offensichtlich sind da auch von Hutthurmer Seite gewisse Manipulationen vorgenommen worden. „Missbrauch“ und „Willkür“ wird im Schreiben des Landesamtes vom 23. Oktober 1924 angedeutet und die u.a. „völlige Entfernung bezw. Schließung dieser Nebenausläufe“ wurde verlangt. „Der Bedarf für Hutthurm, Brennschinken etc. ist etwa 45 Min.Litr. und ungefähr der gleiche, wie derjenige für Büchlberg, Praßreuth etc.“ Hutthurm werde durch diese Drosselung in keiner Weise benachteiligt.
Der Verputz im Hochbehälter Büchlberg, der Wasserreserve und im Quellsammelschacht war „in erheblichem Maße“ durch die chemische Zusammensetzung des Wassers angegriffen. Laut Untersuchung bewegte sich der „Eisengehalt noch innerhalb der zulässigen Grenze, freie Kohlensäure wurde nachgewiesen.“ Empfohlen wurde der Einbau einer Enteisungs- und Entsäuerungsanlage, um die für die Bauwerke und Rohrleitungen schädlichen Bestandteile zu entfernen.

Anarchie

Überhaupt scheinen sowohl beim Hutthurmer Verband als auch bei der Büchlberger Genossenschaft chaotische Verhältnisse geherrscht zu haben. Im Stall des Leopold Gibis lief „ständig 1/2 Liter in 80 Sek.“ aus der Leitung. Diese Menge zeigte der Wassermesser nicht an.
Bei den Anschlussleitungen zu den Anwesen von Josef Kornexl, Josef Pangerl und seiner Autohalle, bei Johann Angerer, sogar im Pfarrhaus und bei vielen anderen war der „Hahn undicht“; in der Steinbruch-Schmiede von Gebr. Kerber das „Glas vom Wassermesser zerbrochen, der Wassermesser mit Blei zugeschmiedet.“ Im Gasthof Eibl zeigte der Wassermesser überhaupt nichts an. Das war offensichtlich nur die Spitze des Eisbergs, denn mehrere Hausbesitzer ließen die Revisoren überhaupt nicht ins Haus. Viele Wassermesser fehlten ganz, waren undicht oder schadhaft. „Eine geregelte und genaue Ablesung erfolgt anscheinend nicht mehr. Festgestellt wurde auch, daß an 5 Stellen vor den Wassermessern nachträglich Abzweige eingebaut wurden zur willkürlichen Wasserentnahme, dass ferner die Hydrantenplomben vielfach entfernt sind und Wasser für die Dreschmaschinen und dergl. Zwecke beliebig aus den Hydranten entnommen wird, auch sonst scheint noch mancher Mißbrauch getrieben zu werden. Der Wasserverschwendung ist Tür und  Tor geöffnet.“

Eigene Wasserversorgung für Büchlberg

Da waren also einige Investitionen zu tätigen. Allein für die Enteisungs- und Entsäuerungsanlage waren 5000 M veranschlagt und es stellte sich die Frage: Sollten die alten Anlagen saniert werden oder sollte sich Büchlberg eine eigene Wasserversorgung leisten? Viele Unregelmäßigkeiten bei der Wasserversorgung durch Hutthurm wurden nicht abgestellt. Es kam sogar noch schlimmer. Die Pfarrchronik gibt darüber Auskunft: „1926 Okt. bis Nov. baute sich Büchlberg eine eigene Wasserversorgungsmöglichkeit, Wasserhäuschen am Westabhang des Berges, da Hutthurm eigenmächtig den Büchlbergern das Wasser absperrte.“ Und in der Eintragung von 15. Oktober 1926 hieß es: „Da Büchlberg stets recht mangelhaft mit Wasser versorgt war, wurde beschlossen eine eigene Wasserleitung zu bauen und zwar von den Quellen, die am westlichen Abhang in den Wiesen des Herrn Pangerl, Angerer und (im Bedarfsfall) auch des Kornexl liegen.“ Den älteren Gemeindebürgern ist dieser Westabhang unter dem Flurnamen „Pelzeröd“ oder „Pelzereit“ bekannt. Dort trat an mehreren Stellen Wasser aus. Bezeichnenderweise gibt es dort auch den Flurnamen „Röhrenwiese“.

Wasserwart Donaubauer Franz,  "Gruber Franz"

Am 25. Oktober wurde mit der Erfassung begonnen. Trotz der schon sehr fortgeschrittenen Jahreszeit gingen die Ausgrabungsarbeiten rasch vonstatten. Es wurde ein Sammelbecken gebaut und darüber eine Pumpstation aufgestellt, die das Wasser während der Nacht in die Wasserreserve heben sollte. Die beiden Quellen hatten eine tägliche Wasserausschüttung von 90 m2 Wasser.
Auch dem Gemeinderat von Leoprechting war die Wasserversorgungsanlage nach den schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre ein Anliegen. Zum Schutz der Wasserleitungsanlage Büchlberg – Praßreut – Witzingerreut erließ er am 20. Juli 1926 eine ortspolizeiliche Vorschrift.
„§ 1. Jede Beschädigung oder Verletzung der genossenschaftlichen Wasserleitungsanlage und deren Einrichtung, insbesondere der Rohrleitungen, Maßvorrichtungen, Schieber und Hydranten, dann der Bezeichnungstafeln, ferner des zur Sicherung der Wassermess- und Abstellvorrichtungen angebrachten Bleiverschlusses sowie jeder Wasserbezug mit Umgehung der Messvorrichtungen ist verboten . . .“ Zuwiderhandlungen sollten mit Geld bis zu 150 RM oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden. Waren die Aufzeichnungen bis 1926 lückenhaft und nur mühsam durch einzelne Dokumente aus Archiven rekonstruierbar, so liegt für die Zeit nach 1926 bis 1960 überhaupt nichts mehr vor. Offensichtlich war nun Büchlberg so zufriedenstellend mit Wasser versorgt, dass keine Klagen mehr eingegangen sind und sogar den Hutthurmern geholfen werden konnte. Der Verfasser hat es in den sechziger Jahren immer wieder erlebt, als bei großer Trockenheit die Hutthurmer Feuerwehr vom Hydranten am Angererbauern-Garten (heute etwa auf dem Parkplatz vor der St. Ulrichs-Apotheke) Wasser abzapfte, um die Hutthurmer Reserven aufzufüllen. Nur noch eine unvollständige Liste der Vorstandschaften weist auf das Bestehen einer Wassergenossenschaft in Büchlberg hin. Nach dem Bau der Wasservorsorgungsanlage wechselten auch die Vorstände. 1926 übernahm Carl Kerber jr. das Amt des Vorstands von Josef Gastinger, der wiederum 1936 als Vorstand auftaucht. Mit dem 1. Vorstand, dem Steinbruchbesitzer Kerber, fungierten Pfarrer Birkeneder, Otto Maier und Fritz Fisch als Beisitzer.

Wasserhäusl in der "Pelzerreit"

Pumpstation in der "Pelzerreit"

Blick über den Zaun:
Probleme der Nachbargemeinde

Der Beschluss, sich aus der Abhängigkeit von der Hutthurmer Wasserversorgung zu lösen und eine eigene Wasserversorgungsanlage zu bauen, sollte sich noch als recht vorteilhaft erweisen, denn der private Hutthurmer Verband war nicht einmal in der Lage, die eigene Bevölkerung ausreichend zu versorgen. Bürgermeister Karl Schatz berichtete am 25. Januar 1949 der Regierung und dem Innenministerium von der „katastrophalen“ Wasser-versorgung des Marktes Hutthurm und der Ortschaft Kringell. Die Zusatzrohre der 1912 gebauten Wasserleitung seien zu klein geworden, wurde am 8. Dezember 1947 bei einer Bürgerversammlung in Anwesenheit des US-Kreiskommissars John J. May festgestellt. Durch den Ankauf von in Hutthurm vorhandenen Quellen und den Bau von geeigneten Pumpwerken sollte der Zulauf verbessert werden. In den Sitzungsprotokollen taucht dann immer wieder die mangelhafte Wasserversorgung Hutthurms auf. Die Aussprache der Markträte habe ergeben, „daß bei trockener Witterung das Wassernetz für die Gartenanlagen und sonstigen Verwendungen zu sehr in Anspruch genommen wird, so daß die Versorgung für die gesamte Bevölkerung und für die Fütterung der Tiere völlig unzureichend ist. Der große Verbrauch ist darauf zurückzuführen, daß die Wasseruhren zum größten Teil nicht mehr funktionieren und auch bei vielen Hausanschlüssen Uhren nicht vorhanden sind . . . In nähere Erwägung wurde auch gezogen, daß in der nächsten Zeit eine zusätzliche Wasserversorgungsanlage geschaffen werden muß, da durch die große Überbevölkerung der Gemeinde diese Maßnahme unbedingt erforderlich werden wird. Der Bürgermeister hat auch im Laufe der Aussprache den Antrag gestellt, daß die Wassergenossenschaft am zweckmäßigsten ihre Rechte und Einnahmen der Gemeinde übergeben soll, was jedoch von den Mitgliedern des Wasserausschusses zurückgestellt wurde . . .“ (Sitzungsprotokoll des Marktrats vom 19. Juli 1948)
Eine mögliche Darlehensgewährung durch die Landeskulturrentenanstalt setzte voraus, dass die Wasserversorgung in den Händen einer eingetragenen Wassergenossenschaft oder der Gemeinde war. Da die Wasserversorgung Hutthurm „im Besitz einer Personenvereinigung der Wasserabnehmer“ war, wurde zum 26. Februar 1949 eine Versammlung einberufen. „Der Gemeinderat würde es begrüßen, wenn eine Wassergenossenschaft gebildet wird, da die Gemeinde auch andere wichtige Aufgaben hat, die ebenfalls große finanzielle Belastungen sind. Der Gemeinderat verkennt jedoch nicht, daß die Errichtung einer Zusatzwasserversorgung das Wichtigste ist und auch unbedingt gebaut werden muß. Sollte daher die Bildung einer Genossenschaft nicht zustande kommen und die Wasservereinigung die Verantwortung der Wasserversorgung ablehnen, so sieht sich der Gemeinderat auf Grund der Bayer. Verfassung Art. 83 verpflichtet, die Wasserversorgung mit allen Rechten und Pflichten zu übernehmen. (Sitzungsprotokoll des Marktrats vom 25. Februar 1949)
Die Wasservereinigung scheute natürlich die hohen Kosten für notwendige Neuinvestitionen und übergab am 26. Februar die Wasserversorgung in die Hände der Gemeinde.
Das wäre auch in Büchlberg der Fall gewesen, hätte sich 1946 nicht eine Mehrheit der Generalversammlung für die Beibehaltung der Genossenschaft ausgesprochen.

Schwierigstes Jahr seit dem Bestehen

Das schwierigste Jahr seit dem Bestehen der Wassergenossenschaft wurde das Jahr 1961. Erst ein Jahr zuvor hatte man die Wasserversorgung den Ansprüchen einer wachsenden Bevölkerung durch den Bau eines neuen Hochbehälters mit 250 m³ Fassungsvermögen auf dem Bergholz angepasst. Doch dann stellte das Gesundheitsamt im Wasser aus drei Quellen aus dem Quellschutzgebiet Kolibakterien fest. Als Teil der normalen bakteriellen Flora des unteren Darms fördern diese die Verdauungsvorgänge bei Mensch und Tier. Wenn sie jedoch in obere Organe gelangen, können sie Krankheiten hervorrufen. Die Quellen mussten geschlossen werden und nur aus zwei Quellen wurde Büchlberg notdürftig mit Wasser versorgt. Schließlich musste das gesamte Quellschutzgebiet aufgelassen werden. Um die Wasserversorgung in Büchlberg zu sichern, wurden umliegende Quellen auf ihre Ergiebigkeit überprüft. Rettung versprachen sich der Vorstand Franz Oeler und seine Vorstandschaft vom alten Wasserlieferanten, dem Lichtenauer-Berg, doch nach Feststellung des Wasserwirtschaftsamtes war die Schüttung der vierzehn Quellen des Lichtenauers für eine tragbare Wasserversorgung nicht ausreichend, so dass die Erschließung dieser Quellen sich nicht lohnte.
In dieser verzweifelten Lage beantragten einige Mitglieder bereits die Auflösung der Genossenschaft. Die Gemeinde sollte, ähnlich wie in Hutthurm, die Wasserversorgung sicher stellen. Mit 34 zu 27 Stimmen lehnte die Generalversammlung den Antrag ab. Im Bereich von Gummering wurde ein größeres Grundwasservorkommen vermutet. Ja, es war damals sogar von einem „unterirdischen See“ die Rede. Genaueres sollten nach Einschaltung eines Münchner Geologischen Instituts Versuchsbohrungen erbringen.

Zwei Versuchsbohrungen ergaben eine Ergiebigkeiten von 16 Liter/sec, eine ausreichende Menge, um die Wasserversorgung Büchlbergs zu sichern. Für die Durchführung der Hauptbohrung und den Ausbau des Tiefbrunnens I  (1963) in der Nähe von Gummering erhielten die Büchlberger Wasserversorger vom Land Bayern einen Zuschuss von 77 %. Insgesamt beliefen sich die Gesamtinvestitionen auf 1,2 Mill. DM.

Da das Grundwasservorkommen im Tiefbrunnen I so groß war, verfügt das Wasserwirtschaftsamt in Zusammenarbeit mit dem Bayer. Landesamt für Wasserversorgung, dass auch die Gemeinde Straßkirchen mitversorgt werden musste. Die damalige Gemeinde Straßkirchen hatte deswegen eine eigene Zuleitung und einen Hochbehälter in Büchlberg zu erstellen. Seit dieser Zeit gehört Straßkirchen bzw. die Gemeinde Salzweg der Wassergenossenschaft Büchlberg an, die sich fortan Wasserbeschaffungsverband nannte.

Für die Erstellung des Hochbehälters im Bergholz und für die Errichtung eines Pumphauses mussten 1964 Grundstücke erworben werden. Nach der Genehmigung wurde 1965 mit dem Bau eines Maschinenhauses und einer Maschinenlage mit Aufbereitungsanlage begonnen. Im Bergholz wurde eine Hochdruckzone errichtet. 1966 konnte das neue Wasserwerk mit Brunnen I in Gummering eingeweiht werden.

1969 wurde der Anschluss der Ortschaften Draxing, Reitberg, Tannöd, Kammerwetzdorf, Schwieging und Schwolgau beschlossen. 1973 wurden die Arbeiten beendet. 1971 errichtete der Wasserbeschaffungsverband zwei weitere Hochbehälter und zwischen 1974 und 1975 einen zweiten Tiefbrunnen, um die Wasserversorgung auf lange Sicht zu sichern. Dadurch wurde auch eine zweite Förderleitung zum Pumpwerk in Gummering notwendig. Bald schon sollte sich  diese weitsichtige Investition bewähren, denn im Dürrejahr 1976 führte die anhaltende Trockenheit zum Sinken der Grundwasserspiegel. „Die seit Wochen anhaltende Trockenheit droht jetzt in Bayern zu einem akuten Trinkwassermangel zur führen“, schrieb die Passauer Neue Presse am 14. Juli 1976. „Die Pegelstände von Brunnen, Quellen und Flüssen sind bereits so stark gesunken, daß vor allem kleinere Gemeinden, die nicht über große Wasserreserven verfügen, schon jetzt über Trinkwassernot klagen. Mehrere Bäche sind bereits ausgetrocknet.“ Büchlberg und Straßkirchen waren ausreichend mit Wasser versorgt, nicht aber Hutthurm und die Gemeinde Nirsching. Die Schüttung der Hutthurmer Quellen ging auf die Hälfte zurück. Das reichte bei weitem nicht aus, um Hutthurm zu versorgen. Die Tankfahrzeuge der Feuerwehr, der Firmen Binder und Thoma waren ständig unterwegs, um Wasser in die Hochbehälter zu bringen. Da musste der Wasserbeschaffungsverband Büchlberg die Notversorgung dieser Gemeinden übernehmen. Durch eine Verbindungsleitung in Witzingerreut konnte das Wasser direkt in die Hutthurmer Leitung eingespeist werden. Bei der anhaltenden Trockenheit bereite die Wasserversorgung große Sorge, so Bürgermeister Franz Baumann. Er appellierte an die Verbraucher, weiterhin sehr sparsam mit dem Wasser umzugehen.

Vorstandsmitglieder von 1933 bis 2017

1933:
1. Vorsitzender Kerber Carl jr., Büchlberg
Beisitzer: Bürgermeister Wällisch,  Büchlberg
Pfarrer Raster, Büchlberg
Gastinger Josef, Witzingerreut
Hr. Koller, Praßreut
Schriftführer und Kassier: Hr. Beck
Wasserwart: Oeler Franz

1936:
1. Vorsitzender: Gastinger Josef

1938:
Schriftführer u. Kassier: Frl. Prager

1946 – 1954:
1. Vorsitzender: Oeler Franz
2. Vorsitzender u. Stellvertreter:
Stelzer Vitus, Büchlberg
Beisitzer: Michael Friedl, Witzingerreut
Ruhmannseder Matthias, Praßreut
Donaubauer Franz, Büchlberg

1947:
Schriftführer und Kassier: Stelzer Vitus


1955:
1. Vorsitzender: Oeler Franz, Büchlberg
Beisitzer: Eberl Hermann, Büchlberg
Friedl Michael, Witzingerreut
Ruhmannseder Matthias, Praßreut
Donaubauer Franz, Büchlberg
Schriftführer: Höcker Michael, Büchlberg
Wasserwart: Donaubauer Franz,  Büchlberg

1956 – 1965:
1. Vorsitzender Oeler Franz, Büchlberg
Beisitzer: Eberl Hermann, Büchlberg
Garhammer Johann, Büchlberg
Grünberger Michael, Witzingerreut
Pangerl Karl, Büchlberg
Ruhmannseder Matthias, Praßreut

1961:
Rechnungs- u. Schriftführer:
Marold Norbert, Witzingerreut

1962:
Rechnungs- u. Schriftführer:
Scholler Hans, Büchlberg

1965:
Kassier:  Meisinger Hans, Büchlberg
Pumpwart: Maderer Gerhard, Büchlberg

1966 – 1974:
Vorsitzender: Oeler Franz
Beisitzer: Eberl Hermann, Büchlberg
Garhammer Johann, Büchlberg
Grünberger Michael, Witzingerreut
Ruhmannseder Matthias, Praßreut
Edlfurtner Josef, Tannöd
Rechnungs- und Schriftführer: Scholler Hans, Büchlberg
Kassier und tech. Berater: Maderer Gerhard, Büchlberg

1975 – 1979:
Vorsitzender: Oeler Franz, Büchlberg
Beisitzer: Eberl Hermann, Büchlberg
Garhammer Hans, Büchlberg
Freund Walter, Tannöd
Beinbauer Herbert, Büchlberg
Brandner Josef, Kammerwetzdorf
Eckerl Hans, Büchlberg
Rechnungs- und Schriftführer: Scholler Hans, Büchlberg
Tech. Berater: Maderer Gerhard, Büchlberg



1979 - 2. Vorstand Hermann Eberl wurde nach 24jähriger Tätikgeit verabschiedet

1980 – 1985:
Vorsitzender: Freund Walter, Tannöd
Beisitzer: Garhammer Josef sen., Kammerwetzdorf
Maderer Gerhard, Büchlberg
Beinbauer Herbert, Büchlberg
Wagner Josef, Büchlberg
Hurt Josef, Büchlberg
Rechnungs- und Schriftführer: Scholler Hans, Büchlberg
Tech. Berater: Maderer Gerhard, Büchlberg

1986 – 1993:
Vorsitzender: Freund Walter, Tannöd
Stellvertreter: Garhammer Josef jr., Kammerwetzdorf
Beisitzer: Beinbauer Herbert, Büchlberg
Wagner Josef, Büchlberg
Hurt Josef, Büchlberg
Rechnungs- und Schriftführer: Scholler Hans, Büchlberg
Tech. Berater: Maderer Gerhard, Büchlberg

1995 – 2000:
1. Vorsitzender: Freund Walter, Tannöd
Stellvertreter: Garhammer Josef jr., Kammerwetzdorf
Vorstandsmitglied: Hurt Josef
Vorstandsmitglied und Geschäftsführer: Scholler Hans, Büchlberg
Verbandsausschuss:  
Bauer Rudolf, Büchlberg
Baumann Max, Schwieging
Beinbauer Herbert, Büchlberg
Eberl Hermann, Büchlberg
Geiß Michael, Mitterbrünst
Knon Georg, Bürgermeister v. Salzweg
Maier Werner, Büchlberg
Plettl Willi, Büchlberg
Ruhmannseder Georg, Tannöd
Schätzl Max, Büchlberg
Wagner Josef, Büchlberg
Tech. Berater: Maderer Gerhard, Büchlberg

2002:
1. Vorstand Walter Feund
2. Vorstand Josef Garhammer
3. Vorstand Josef Hurt

Verbandsausschuss:
Baumann Max, Binder Oskar, Eberl Hermann, Geiß Michael, Krenn Max, Schätzl Max, Plettl Wilhelm, Maier Wilhelm, Wagner Josef, Kasberger Josef, Horst Wipplinger Bürgermeister Salzweg

2008:
Vorstände wie oben

Verbandsausschuss:
Plettl Wilhelm, Escherich Walter, Ruhmannseder Georg, Scholler Johann, Maier Wilhelm, Eberl Hermann, Baumann Max, Schätzl Max, Kasberger Josef, Veit Matthias, Horst Wipplinger Bürgermeister Salzweg

2014:
Vorstände:
1. Josef Garhammer
2. Georg Ruhmannseder
3. Josef Ritzer

Verbandsausschuss:
Baumann Max, Eberl Hermann, Escherich Walter, Kasberger Josef, Veit Matthias, Käser Volker, Schwarz Gerhard, Hasenöhrl Max, Freund Wolfgang, Maier Wilhelm,  Josef Putz Bürgermeister Salzweg

Seit 2017:
Vorstände:
1. Josef Garhammer
2. Josef Ritzer
3. Robert Kasper

1980: Wechsel in der Vorstandschaft

Franz Oeler, Bürgermeister und langjähriger
Vorsitzender des Wasserbeschaffungsverbandes
Die neue Vorstandschaft (v. r.) 1. Vorstand Walter Freund,  Vorstandsmitglied Josef Hurt, 2. Vorstand Josef Garhammer, Geschäftsleiter Hans Scholler
Nachdem er 36 Jahre als 1. Vorstand den Wasserbeschaffungsverband geleitet hatte, stellte sich Franz Oeler nicht mehr zur Wahl. Seit der Gründung des Wasserbeschaffungsverbandes war die Firma Oeler mit dem Wasserbeschaffungsverband verbunden. Zunächst als Wasserwart tätig, übernahm Franz Oeler 1946 die Führung des Verbandes. Für diesen war er ein ausgesprochener Glücksfall, denn die enorme praktische Erfahrung des Spenglermeisters und das politische Geschick waren für den Wasserbeschaffungsverband und die Gemeinde von Vorteil. Noch heute erzählt man, dass Franz Oeler die genaue Lage der Wasserleitungen, sogar der Nebenleitungen, wusste und man in Zweifelsfällen nur ihn fragen konnte, um die Leitung möglichst schnell zu orten. In die Zeit seiner Vorstandschaft fallen u.a. die Erschließung des Tiefbohrbrunnens bei Gummering, die Druckleitung nach Büchlberg, der Bau des Hochbehälters und die Erweiterung des Versorgungsbereichs durch den Anschluss der Ortschaften Straßkirchen, Tannöd und Kammerwetzdorf. Schreinermeister Walter Freund wurde Oelers Nachfolger als 1. Vorstand, Josef Garhammer jr. sein Stellvertreter.
Die neue Vorstandschaft sah sich bald gezwungen, neben den zwei bestehenden Hochbehältern einen dritten nahtlos anzuschliessen. Die rege Bautätigkeit, aber auch die Sicherung des Löschwasserbedarfs im Brandfall machten 1982 den Bau eines neuen Hochbehälters mit einem Fassungsvermögen von 500 m³ auf dem Bergholz notwendig. Mit diesem Wasserspeicher (Durchmesser: 14 Meter; Tiefe: 4 Meter) sollte auch der billigere Nachtstrom zur Bereitstellung des täglichen Wassers genutzt werden. Insgesamt wurden 270 000 DM in den Hochbehälter, der sich nahtlos an den bestehenden anschliessen sollte, investiert.
Die Mitglieder des Verbandsausschusses (v. r.) 1. Verbandsvorstand Walter Freund, Verbandsrat Max Baumann, Michael Geiß, Georg Ruhmannseder, Vorstandsmitglied Josef Hurt, Verbandsrat Max Schätzl, Rudolf Bauer, Hermann Eberl, Wasserwart Gerhard Maderer, 2. Vorstand Josef Garhammer, Willi Plettl, Geschäftsleiter Hans Scholler. Auf dem Bild fehlen die Verbandsräte Herbert Beinbauer, Werner Maier, Josef Wagner und Oskar Binder
1982: Einweihung des neuen Hochbehälters durch Pfarrer Gröger, Hutthurm
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